Ruhe bewahren trotz Kriegsgefahr

Artikel von: Kati Schneeberger

Wenn man die Nachrichten der letzten Stunden verfolgt, so könnte man den Eindruck bekommen, die USA und die Ukraine streiten über die tatsächliche Gefahr eines russischen Angriffs und sind völlig unterschiedlicher Ansicht. Betrachtet man es jedoch etwas strategischer merkt man, dass es zwei parallellaufende Kommunikationsstränge sind.

Während die USA auf eine sehr wahrscheinlich bevorstehende Eskalation der Situation und einen Einmarsch Russlands auf ukrainisches Territorium verweist, dementiert die Ukraine diese Gefahr und versucht die Bewohner*innen in der Ukraine zu beruhigen. Beide Kommunikationsstrategien machen Sinn und haben das gleiche Ziel: einen Krieg zu verhindern und wirtschaftlichen Schaden von der Ukraine fernzuhalten, auch für den Fall, dass ein Krieg verhindert werden kann.

Durch das Offenlegen eines unmittelbar bevorstehenden Einmarschs Russlands tut sich Putin schwer, genau so wie von den USA vorhergesagt zu agieren. Dann hätten sie ja Recht mit ihren Vorhersagen. Putin ist aber ohnehin eher ein Freund von Tarnen und Täuschen und hätte natürlich viel lieber einen berechtigten Grund für sein Eingreifen. Also gilt es eine Situation zu provozieren, die Putin die Möglichkeit gibt, sein Eingreifen als reine Verteidigung darzustellen, ganz nach dem Motto: „wir haben ja nur zurückgeschossen“.

Der wichtige Hinweis für die Bevölkerung auf die steigende Wahrscheinlichkeit eines Angriffs, um vorbereitet zu sein, darf aber keinesfalls Panik auslösen. Sie könnte zu Kurzschlussreaktionen führen, die Putin genau den gewünschten und provozierten Grund liefert, auf den er es anlegt. Aber auch durch andere Reaktionen aufgrund entstandener Panik kann Putin Schaden anrichten, ohne einmarschieren und Krieg führen zu müssen. Ändern zu viele Bewohner*innen in der Ukraine ihre Gewohnheiten, etwa durch weniger Konsum, vermehrte Geldabhebungen von ihren Konten, durch Flucht und damit plötzlich fehlenden Arbeitskräften etc. wird die Wirtschaft massiv aus dem Takt gebracht, was einen enormen Schaden für die Ukraine bedeuten würde.

Die Nachrichten über einen unmittelbar bevorstehenden Einmarsch Russlands in die Ukraine können ebenfalls von Putin bewusst provoziert sein, eben um Panik und alle damit zusammenhängenden Reaktionen zu provozieren. Es ist daher im Moment wichtig, dass die Kriegsgefahr nicht unterschätzt wird, um gut vorbereitet zu sein und rasch Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Genauso wichtig ist es aber, Ruhe zu bewahren. Nur so kann man verhindern, in Putins Zwickmühle zu geraten und einen Schaden abwenden.